Beitrag im RathausReport Januar 2024: 75 Jahre Heimatgilde „Die Brucker“

Im Sommer 1948 trafen sich Leonhard Plonner, Sepp Woderer, Ludwig Weiß und Georg Kachelriß in der Post-Weinstube und strebten an, das gesellschaftliche sowie kulturelle Leben der Stadt neu entstehen zu lassen. Am 2. September 1948 fand die Gründungsversammlung der Fürstenfeldbrucker Heimatgilde statt. An diesem Tag traten 132 Anwesende der Gilde bei, gewählt wurden zum 1. Gildemeister Leonhard Plonner, zum stellvertretenden Gildemeister Ludwig Weiß, zum Kassier Rudolf Zeilmann und zum Schriftführer Heinz Kopp. Der erste Prinz war Karl Ankershoffen. Ende September wurde ein Herbstfest zum gesellschaftlichen Ereignis, es spielte die Tanzkapelle des Stadtorchesters und bereits im Oktober fand in der Jahnhalle ein Beethoven-Konzert der Münchner Philharmo- niker statt. Auf Initiative der Heimatgilde konnte am 6. November 1948 nach 20- jähriger Unterbrechung der Leonharditag wieder begangen werden. Im Januar 1949 fand der erste „Ball der Brucker“ statt, die Gilde hatte sich im gesellschaftlichen Leben etabliert.

Bereits im Frühjahr 1949 zählte der Verein 350 Mitglieder. Beim Volks- und Heimatfest profilierte sie sich als Veranstalter von drei internationalen Pferderennen und einem Motorrad-Grasbahnrennen, dem über 7.000 Zuschauer auf der Postwiese beiwohnten. Im November 1949 organisierte die Heimatgilde die Aufführung „Missa Solemnis“ von Beethoven in der Klosterkirche, der Dirigent war der Münchner Domkapellmeister Professor Ludwig Berberich. Im Jahr 1950 waren zwei Mitglieder der Gilde auch im Stadtrat vertreten, Leonhard Plonner und Ludwig Weiß. Die Heimatgilde war in den folgenden Jahrzehnten sehr aktiv bei der Organisation von Faschingsveranstaltungen in Bruck beteiligt. Auch Erntedankfeste, der „Brucker Advent“ und die Starkbierfeste fanden mit Hilfe der Organisation der Gilde statt.

Im Jahr 1951 ließ die Heimat­gilde anlässlich des 100. Ge­burtstags von Julius Langbehn in den Amper-Lichtspielen eine Morgen-Gedenkfeier abhalten, zu der auch der bayerische Kul­tusminister Dr. Josef Schwal­ber erschien. Die Beziehung des Vereins zu Schwalber war eng, denn die Gilde gratulierte Schwalber zu seiner Ernennung als bayerischer Kultusminister und als Staatssekretär im baye­rischen Innenministerium. Lang­behn gilt als geistiger Mit-Weg­bereiter des Nationalsozialis­mus.

Im Jahr 1953 erheiterten Filserische Predigten über das Fastenbier die Besucher beim Salvator-Abend. Im September 1953 veranstaltete die Gilde zum 800. Todestag des Heiligen Bernhard eine musikalische Feier. Im Jahr 1958 sorgte die Heimatgilde für die Aufführung der Cäcilienmesse von Gounod in der Klosterkirche, bei der auch der Chor der St. Michaels-Kirche mit Mitgliedern des Bayerischen Staatsopern-Orchesters mitwirkte. Im Juli 1961 veranstaltete die Gilde ein Konzert, auf dem die Lothringer Sängerknaben auftraten. Ebenfalls im Jahr 1961 gestaltete die Heimatgilde den Platz rund um die Kaisersäule in Puch, auch ein Fotowettwerbe wurde von der Gilde durchgeführt. Im Februar 1963 tanzten auf Veranlassung der Gilde die Schäffler erstmals nach 14 Jahren wieder in Bruck. Bei der 700-Jahr-Feier des Klosters Fürstenfeld im Jahr 1963 organisierte die Gilde zwei Veranstaltungen, die der Regensburger Domspatzen und die des Kir- chenchores von St. Michael in München.

Im Jahr 1966 wurde Lukas Drexler zum Nachfolger des verstorbenen Leonhard Plonner als Gildemeister gewählt, Drexler übte dieses Amt bis zum Jahr 1986 aus. Nach schwierigen Jahren konnte die Heimatgilde im Jahr 1973 ihr 25-jähriges Bestehen feiern, Bürgermeister Buchauer und Kulturreferent Dr. Lampl würdigten dabei die Leistungen der Gilde für die Stadt Fürstenfeldbruck. Im Jahr 1979 gab es sogar eine Gilde-TV-Sendung mit Nachrichten, gesprochen von Vize-Präsident Claus Appelt.

Seit den späten 1970er Jahren konzentrierten sich die Aktivitäten der Gilde vor allem auf den Fasching. Im Jahr 1982 hatte der Verein mehr als 400 Mitglieder. Andere Aktivitäten waren beispielsweise der Auftritt im Jahr 1984 beim „1. Brucker Tented Air“. Im Jahr 1985 zog erstmals der Faschingszug durch die Stadt. Im Jahr 1987 verwandelte die Gilde die Wittelsbacher Halle in ein Zirkuszelt, in diesem Jahr lockten die Gilde-Faschingsveranstaltungen insgesamt circa 11.000 Besucher/innen an. Auch in diesem Jahr veranstaltete der Verein einen „Tag der Heimat“. Ein Jahr später brach die Stadt Fürstenfeldbruck mit einer jahrzehntelangen Tradition, denn auf Antrag der Faschingsfreunde entschied der Kulturausschuss, dass Heimatgilde und Faschingsfreunde künftig im jährlichen Wechsel den Stadtschlüssel bekommen sollten.

Über lange Jahre erhielt der Verein Zuschüsse von der Stadt Fürstenfeldbruck, wie auch andere Vereine, beispielsweise die Faschingsfreunde und D’Ampertaler. Beim Starkbierfest im Jahr 1989 konnte die Gilde den bundesdeutschen Entwicklungsminister Jonny Klein begrüßen. Am Ende des 20. Jahrhunderts und im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts konzentrierte sich die Gilde erneut auf die Organisation von Faschingsveranstaltungen.

Robert Sedlmair konstatierte im Jahr 2014, dass die Kasse in Ordnung sei, Kassier war Matthias Droth. Heute ist der Gildemeister Daniel Brando, seine Stellvertreterin ist Susi Droth. In der noch heute gültigen Satzung des Vereins aus dem Jahr 2019 heißt es: „Die Gilde hat es sich zur Aufgabe gestellt, die Pflege, Erhaltung und Förderung des kulturellen Lebens (zum Beispiel Kulturelle Veranstaltungen, Lesungen, Stadt führungen, Erhaltung und Förderung von Faschingsbräuchen) in der Stadt Fürstenfeldbruck unter Wahrung der Belange und in Zusammenarbeit mit bestehenden Organisationen zu gestalten, zu fördern und auszubauen sowie die Verbindung auf diesen Gebieten zwischen Stadt und Landkreis Fürstenfeldbruck zu beleben und zu vertiefen“.

Das Sommernachtsfest und das Weinfest sind aus der Stadt nicht mehr wegzudenken.

Dr. Gerhard Neumeier
Stadtarchivar




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