Beitrag im RathausReport Oktober 2023: 150 Jahre Eisenbahn in Fürstenfeldbruck

Der Beginn des Eisenbahnverkehrs in Deutschland fiel auf das Jahr 1835, in diesem Jahr wurde die Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth eingeweiht. Im Jahr 1839 setzte sich im Großraum München der erste Zug vom hölzernen Bahnhof außerhalb der Münchner Hackerbrücke in Richtung Lochhausen in Bewegung, bald konnte der weitere Abschnitt nach Olching in Betrieb genommen werden. Im Jahr 1844 übergab die Aktiengesellschaft den Eisenbahnbetrieb an den Bayerischen Staat, der dann den Zentralbahnhof München baute. Im Jahr 1861 begannen die Überlegungen bezüglich einer Bahnlinie von München über Landsberg nach Buchloe sowie weiter über Mindelheim nach Memmingen. Auch in Fürstenfeldbruck bemühten sich einige lokale Honoratioren, auf die Planung Einfluss zu gewinnen, das erste Mal im Jahr 1861.

Für die Erbauung einer Zweigbahn nach Bruck setzten sich beispielsweise Dirnagl, Bürgermeister Miller, Xaver Mall, Leonhard Oberögger, Georg Schreibmayer, Georg Schelle, Leonhard Weiß, Josef Appl und Gottlieb Sappl ein, also vorzugsweise Gewerbetreibende. Eine von dem Bürstenmacher Dirnagl einberufene Bürgerversammlung bestellte einen besonderen Ausschuss, der sich im Oktober 1861 jedoch schon wieder auflöste, weil diese Angelegenheit der Marktgemeinde Bruck selbst übertragen wurde. Zusammen mit den Orten Mindelheim, Türkheim, Buchloe und Landsberg bemühte sich die Marktgemeinde Bruck um Einfluss auf die weitere Planung. Im April 1862 erhielt die Stadt Landsberg eine Konzession zur Projektierung einer Bahnlinie von Pasing nach Landsberg, diese Trasse sollte Fürstenfeldbruck nicht berühren, daraufhin schieden die Brucker aus den gemeinsamen Bemühungen aus und gingen eigenständig vor.

Im Jahr 1863 legte die Marktgemeinde Bruck ein von Ingenieur Del Bondio der Kammer der Abgeordneten ein Projekt vor, das in Olching eine Abzweigung von der Bahnlinie München- Augsburg vorsah, die über Bruck und Moorenweis nach Landsberg führen sollte. Auch diese Anstrengung blieb erfolglos. Bruck versuchte nun, die Linienführung Pasing, Bruck und Wildenroth in die laufenden Planungen einzubringen und verfasste diesbezüglich einige Eingaben an den Landtag. Im Jahr 1867 erhielt Bruck vom königlichen Bahndirektor Karl von Dyk die Zusicherung, dass die Bahnlinie demnächst projektiert werden würde, im Jahr 1869 erhielt der Streckenausbau eine rechtliche Grundlage. König Ludwig II. unterschrieb am 29. April 1869 das vom bayerischen Landtag beschlossene Gesetz über die Ausdehnung und Vervollständigung der bayerischen Staatseisenbahnen. Es wurde der Bau von 22 Strecken festgelegt, darunter die Linie München-Buchloe-Grenze. Die Kosten wurden mit 13 Millionen Gulden veranschlagt. Die Investitionen in den Eisenbahnbau lagen seit dem Jahr 1866 und während der 1870er Jahre in ganz Deutschland sehr hoch.

Am 31. Januar 1870 unterbreitete der Bahn-Ingenieur Scherer in einer Sitzung des Fürstenfeldbrucker Magistrats die Pläne der Bahnlinie München-Buchloe-Memmingen. Im gleichen Jahr wurde die Eisenbahnsektion Bruck errichtet. Im Juni 1870 war die Grundablösungskommission der München-Memminger-Bahn in Bruck mit der Erwerbung der Bahnflächen beschäftigt. In den Jahren 1870 bis 1873 wurde die Strecke erbaut, besonders aufwändige Baumaßnahmen auf der Strecke Pasing-Kaufering waren der Einschnitt des Engelsberges in Bruck, die Brucker Amperbrücke, ein Einschnitt östlich von Kaufering, der dortige Lechübergang und eine Brücke kurz vor Buchloe.

Am 1. Mai 1873 wurde Fürstenfeldbruck schließlich an das Eisenbahnnetz angeschlossen und der Bahnhof eröffnet. Die Strecke führte von München nach Kaufering, kurze Zeit später ging die Gesamtlinie München – Memmingen in Betrieb. Von Fürstenfeldbruck nach München fuhren in der ersten Zeit täglich vier Züge, zwei Postzüge, ein Personenzug und ein Güterzug, im Abstand von fünf Stunden, am Abend fuhren die Züge um 5:20 Uhr und um 7:58 Uhr. Besondere Verdienste um den Anschluss Brucks an das Eisenbahnnetz erwarben sich vor allem Bürgermeister Miller, Bürstenmacher Dirnagl, Notar Friedrich, Baubeamter Michel, Kaufmann Trappentreu, Maurermeister Sappl, Silberarbeiter Liebhart und Essigsieder Multerer.

Der Eisenbahnanschluss von Fürstenfeldbruck führte zu einer steigenden Zahl von Berufspendlern nach München und auch bei der Zunahme der dauerhaften Migrationen nach Fürstenfeldbruck spielte die Eisenbahn eine erhebliche Rolle. Diese Rolle wuchs mit zunehmender Dauer des Kaiserreichs bis zum Jahr 1914 stetig. Zudem kamen durch den Strecken- und Bahnhofsbau nicht wenige Arbeiter nach Fürstenfeldbruck, zum Teil Protestanten. Auch der Bahnhofsbetrieb erforderte permanent Arbeitskräfte. Der Zugbetrieb nach München erweiterte sich sukzessive und brachte immer mehr Fahrgäste nach München und wieder zurück. Der Eisenbahnanschluss führte auch zu einem gewissen Tourismus in Fürstenfeldbruck. Vor allem Tagesausflügler von München besuchten ab der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg Fürstenfeldbruck, beispielsweise die Rodelbahn.

Dr. Gerhard Neumeier Stadtarchivar