Sitzung des Kultur- und Werkausschusses vom Juli 2023

Veranstaltungsforum erhöht seine Tarife

Regelmäßig alle zwei bis drei Jahre passt das Veranstaltungsforum Fürstenfeld seine Tarife an und erhöht die Gebühren um etwa zehn Prozent. Die aktuell gültige Entgeltordnung ist seit Januar 2022 in Kraft. Daher stand das Thema jetzt im Kultur- und Werkausschuss zur Diskussion. „Wir sind verpflichtet, aufs Geld zu schauen“, betonte Fürstenfeld-Chef Norbert  Leinweber.
Bei der Anmietung von Räumlichkeiten gibt zwei Preis-Kategorien: Tarif A galt bislang für örtliche Vereine, Parteien und Institutionen sowie für nichtkommerzielle Kulturveranstaltungen. Für alle anderen Nutzer wurde Tarif B berechnet. Diese Regelung hatte sich in der Vergangenheit bewährt. Jetzt wurde jedoch empfohlen, den günstigeren A-Tarif nicht mehr für den gesamten Landkreis, sondern nur noch im Stadtgebiet Fürstenfeldbruck anzuwenden. Diese „Kirchturm-Politik“ gefiel Alexa Zierl (ÖDP) nicht wirklich. Dennoch folgte sie am Ende dem Vorschlag.
Neben dieser Anpassung wurde vorgeschlagen, die Entgelte insgesamt ab Januar 2024 anzuheben – auch um die extrem gestiegenen Energiekosten zu kompensieren. Im Raum standen 15 Prozent mehr für die Raumkosten, während die Gebühren für Mobiliar, Technik und Dienstleistun- gen um zehn Prozent erhöht werden sollen. Man habe den Vereinen gegenüber eine gewisse Verpflichtung, hielt Christian Stangl (Grüne) dagegen. Er schlug eine Erhöhung von Tarif A um zehn Prozent vor. Diese Idee gefiel auch Kulturreferentin Tina Jäger (SPD). Gegen eine Erhöhung des Tarifs A plädierte Peter Glockzin (FW). „Die Vereine können sich das nicht leisten“, so seine Meinung. Er konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Die Mehrheit folgte Stangls  Kompromiss.
Auf Nachfrage von Theresa Hannig (Grüne) bestätigte Leinweber, dass auch die Mieten für die im Gelände ansässigen Dauermieter wie etwa der Neuen Bühne Bruck erhöht wurden. Es handele sich um laufendes Geschäft und werde immer mit Augenmaß umgesetzt. „Wir sind ja keine Miethaie“, betonte er.

Fliegerhorst: Was wird aus den ausgemusterten Flugzeugen?

Georg Jakobs, Andreas Lohde (beide CSU) und Klaus Wollenberg (FDP) sorgen sich um die Zukunft der auf dem Fliegerhorst-Gelände ausgestellten Großexponate nach dem Abzug der Bundeswehr voraussichtlich 2026. In einem Antrag fordern sie, dass das Museum Fürstenfeldbruck eine Unterabteilung „Militärhistorie“ einrichtet, um die fünf Flugzeuge für die Stadt zu sichern und weiterhin auf dem Areal zu präsentieren. Die sei auch aufgrund der besonderen militärhistorischen Bedeutung Fürstenfeldbrucks angemessen. Die Stadt war bereits im frühen 18. Jahrhundert Garnisonsstadt der bayerischen Armee und habe im Laufe der vergangenen Jahrhunderte eine abwechslungsreiche und vielfältige Historie aufzuweisen. „Diese Geschichte zu dokumentieren, aufzuarbeiten und für die Nachwelt zu konservieren, soll Aufgabe dieser neu zu schaffenden Abteilung des Museums Fürstenfeldbruck sein“, heißt es in dem Papier. Der Kulturausschuss befasst sich jetzt mit dem Vorstoß. 
Die Antragsteller möchten die ausgemusterten Flugzeuge vor dem Verschrotten bewahren und verweisen auf mehrere Schreiben des Verteidigungsministeriums in dieser Sache. Eine Abgabe von entmilitarisierten Großexponaten an Privatpersonen oder einen Verein kommt demnach nicht in Frage. Möglich wäre dagegen eine kostenlose Überlassung an ein Museum. Voraussetzung sei jedoch, dass dieses eine wehrwissenschaftliche Abteilung hat, sich einer militärhistorischen Ausrichtung widmet und nach den Standards des International Council of Museum  arbeitet.
Jakobs und seine Mitstreiter schlugen vor, in einem ersten Schritt und quasi nur auf dem Papier eine neue Abteilung „Militärhistorie“ im Museum Fürstenfeldbruck einzurichten. Die personelle und finanzielle Ausstattung könne dann zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, möglichst ausgabenneutral, schreiben die Antragsteller. „Wir verpflichten uns zu nichts“, bekräftigte Finanzreferent Wollenberg.
Museumsleiterin Barbara Kink bezeichnete den Vorschlag als „Etikettenschwindel“. Sie betonte, dass die Einrichtung einer solchen Abteilung erhebliche Ressourcen in Bezug auf Personal, Finanzen, Ausstellungsbereiche und Räumlichkeiten erfordere. Auch falle die wissenschaftliche Forschung zu diesem Bereich nicht in den Kompetenzbereich der Mitarbeiterinnen. Und zudem bedürfen die Objekte im Fliegerhorst einer besonderen konservatorischen Betreuung, die sie nicht bieten können. Kulturreferentin Tina Jäger (SPD) warnte davor, dem Museum immer mehr Aufgaben zuzuschieben.
Es sei keine Eile geboten, sagte Christian Stangl (Grüne). Es sei noch drei Jahre Zeit bis zum Abzug der Bundeswehr. Zunächst sollten noch offene Fragen etwa bezüglich Kosten, Personal und vieles mehr geklärt werden. Dritte Bürgermeisterin und Sitzungsleiterin Birgitta Klemenz  (CSU) betonte, dass eine derartige Museums-Abteilung Geld kosten werde und „wir uns das nicht leisten können“. Theresa Hannig (Grüne) wollte geklärt wissen, ob die ehrenamtlich tätigen Fliegerhorst-Vereine mit eingebunden werden könnten. „Wir sollten die Vergangenheit mitnehmen, aber in Zukunft schauen“, sagte Alexa Zierl (ÖDP). Daher sprach sie sich dafür aus, nur ein bis zwei Objekte in dem dann neuen Stadtviertel zu belassen. Irene Weinberg (BBV) sah dies ähnlich. Sie warf ein, dass die Bewohner des Wohnviertels wohl eher nicht täglich an militärische Konflikte erinnert werden wollen.
Am Ende wurde eine Entscheidung vertagt. Die in der Diskussion aufgeworfenen Fragen sollen bis zur nächsten Sitzung geklärt werden.

Straßennamen im Blick

Gleich zwei Mal befasste sich der Kulturausschuss in seiner jüngsten Sitzung mit dem Thema Straßennamen. Mit dem voraussichtlichen Abzug der Bundeswehr 2026 vom Fliegerhorst soll auf dem Areal ein neuer Stadtteil entstehen. Auf dem Gelände zeugen viele heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude, die bei der Konversion in eine zivile Nutzung integriert werden müssen. Dazu gehört auch der Bereich des ehemaligen Towers als Schauplatz des Olympia-Attentats. „Es wäre ange- messen und ehrerweisend, wenn die Große Kreisstadt Fürstenfeldbruck beschließen würde, neu zu bezeichnende Straßen auf dem Konversionsareal mit den Namen der Ermordeten zu benen- nen, um deren dauerhaft zu gedenken und sie zu ehren“, schreibt Georg Jakobs (CSU) auch im Namen von Birgitta Klemenz und Andreas Lohde (beide CSU) sowie Klaus Wollenberg (FDP) in einem entsprechenden Antrag.
Ulrike Quinten (BBV) hielt einen Beschluss jetzt für verfrüht. Ihrer Meinung nach sollte man sich mit der Benennung von Straßen erst befassen, wenn die Planungen für die Gestaltung des neuen Quartiers konkret werden. Christian Stangl (Grüne) regte an, Opfern eventuell auch anhand von Skulpturen oder Inschriften an Gebäuden zu gedenken. Alexa Zierl (ÖDP) erinnerte daran, dass die Brucker Stadträtinnen am Weltfrauentag 2022 einen Antrag übergeben hatten, in dem sie die Benennung von neuen Straßen nach Frauen forderten. 
Letztlich empfahl der Kulturausschuss einstimmig, dass bei der künftigen Benennung von Stra- ßen, Gebäuden und Plätzen auf dem Gelände des dann ehemaligen Fliegerhorstes die Erinnerung an die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 in angemessener Weise berücksichtig werden sol- len. Das letzte Wort hat nun der Stadtrat.

In einem weiteren Tagesordnungspunkt ging es um die Benennung einer Straße am Fliegerhorst nach Emil Zenetti. Im April 2019 hatte sich der Stadtrat ausführlich mit umstrittenen Straßennamen in Fürstenfeldbruck befasst. Beschlossen wurde damals unter anderem, dass an den nach Luftwaffenoffizieren des Zweiten Weltkriegs benannten Straßen am Fliegerhorst erklärende Zusatzschilder angebracht werden. Darunter war auch Zenetti. Daraufhin hat sich ein Bürger aus dem Landkreis Göttingen mehrfach an die Stadt und auch an die Kommunalaufsicht im Landrats- amt gewandt, um generell Umbenennungen von Straßen in Fürstenfeldbruck zu erwirken. Heuer im Mai hatte er mit einer Eingabe beantragt, die Stadt möge beim Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München ein Gutachten zur Person Zenetti in Auftrag geben. Das Eingabe- und Beschwerderecht steht laut Verwaltung jedermann, also nicht nur den Gemeindebewohnern zu.
„Es gibt nichts Neues über Zenetti“, betonte Georg Jakobs (CSU). Dies Stadt solle sich nicht vor- führen lassen. Der Bürger könne selbst ein entsprechendes Gutachten in Auftrag geben. „Wir ha- ben uns ausreichend damit auseinander gesetzt“, bekräftigte Markus Droth (FW). Ulrike Quinten (BBV) berichtete, dass sie sich an das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) gewandt habe. Demnach könne man dort kostenlos militärhistorischen Rat einholen. Wenn auf dem Fliegerhorst ein neues Quartier entsteht, sollte man ohnehin noch- mals die Namensgebung prüfen, meinte sie. Wenn sich herausstellen sollte, dass Zenetti mehr belastet war, als man geahnt habe, sollte man nach Meinung von Christian Stangl (Grüne) einen Schlussstrich ziehen und die Straße umbenennen. Der Ausschuss hat sich gegen ein Gutachten beim IfZ ausgesprochen. Stattdessen wird man sich im Kontext mit der Konversion an das ZMSBw wenden.

Veranstaltungsforum Fürstenfeld zuversichtlich

„Vorausschau, Chancen und Risiken“ hatte Fürstenfeld-Chef Norbert Leinweber seinen Lagebericht für das abgelaufenen Jahr 2022 betitelt, den er jetzt im Kultur- und Werkausschuss präsentierte. Das Jahr sei anfangs noch unter den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie gestanden. Erst ab April/Mai habe sich der Betrieb im Veranstaltungsforum zunehmend  stabilisiert, erläuterte er. Der gelungene „Neustart“ habe sich bis Mitte 2023 fortgesetzt. Sämtliche Events seien erfolgreich verlaufen. Auch die gewerblichen Nutzungen hätten zugelegt und mittlerweile wieder das hohe Vor-Corona-Niveau erreicht. Er gab aber zu bedenken, dass selbst die Großveranstaltungen keine Selbstläufer seien.
Getrübt werde die Hoffnung auf einen gewohnt erfolgreichen Veranstaltungsbetrieb jedoch durch Unwägbarkeiten. Hier nannte Leinweber die angespannte Personalsituation beim Partner Fürstenfelder Gastronomie. Derzeit seien Tagungen mit aufwändigem Catering nur für bis zu 500 Teilnehmende möglich. Zudem würden der Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Sorgen zusammen mit der hohen Inflation und einer aufkommenden Rezession die allgemeine Stimmungslage eintrüben. Dass sich dies auf den Kulturbetrieb auswirkt, zeige sich daran, dass es heuer sogar noch Karten für die Bayreuther Festspiele gebe. Zudem berichtete er, dass etwa die Stadthalle Germering mit einem Strategiewechsel hin zu mehr Tagungen auf die aktuelle Situation reagiere. Auswirkungen auf den Betrieb in Fürstenfeld befürchtet er aber nicht. Hier bereitet ihm eher das Kunstkraftwerk „Bergson“ Sorgen. Die Eventlocation wird in nur 16 Kilometern Entfernung entstehen und im Januar 2024 den Betrieb aufnehmen.
Natürlich sprach er auch die finanzielle Lage an. Der Jahresabschluss 2022 lag dem Gremium vor. Demnach beträgt das auszugleichende Defizit aus den laufenden Kosten, abzüglich nicht auszugleichender Abschreibungen und Rückstellungen, rund 1,45 Millionen Euro. Für  Investitionen wurden in 2022 rund 123.000 Euro ausgegeben. Insgesamt liegt der Mittelbedarf 2022 somit bei gut 1,57 Millionen Euro. Im Wirtschaftsplan waren circa 1,65 Millionen Euro vorgesehen. Nicht verausgabt wurden damit etwas über 73.000 Euro. Davon werden 50.000 Euro für die auf heuer verschobene Umrüstung auf LED-Beleuchtung im Kleinen Saal verwendet. Der Rest fließt an den städtischen Haushalt zurück.
Das Veranstaltungsforum mache jedoch seine Hausaufgaben: So sei man immer auf der Suche nach Fördertöpfen. Für die Literatur-Reihe habe man 4.000 Euro Unterstützung bekommen.
Außerdem hat der Eigenbetrieb als Ausgleich für die coronabedingten Einschränkungen aus dem Förderprogramm der Bundesregierung „Neustart Kultur II“ Mittel in Höhe von rund 112.000 Euro erhalten. Zur Stärkung der Einnahmenseite sollen zudem die Entgelte ab Januar 2024 erhöht werden. Als einen Grund hierfür nannte Leinweber die stark gestiegenen Energiekosten, die den Etat des Veranstaltungsforums erheblich belasten.
Im Kulturbereich will sich das Team auf den Erhalt der bereits etablierten Märkte, Messen, Sonderveranstaltungen und Einzelevents konzentrieren. Eine wichtige Säule sind die neun Abo- Reihen. Leinweber gab sich zuversichtlich, dass ein Großteil der rund 1.500 Abonnenten dem Veranstaltungsforum weiter die Treue halten wird. Gleichzeitig werde aber aktiv Werbung dafür betrieben. Dieses Angebot sollte nicht zurückgefahren werden. Beibehalten will man auch kostenfreie Events wie etwa das Fürstenfeld Picknick. „Alle sollen das Areal nutzen können“, so Leinweber. Im gewerblichen Bereich gelte es, bisherige Kunden zu halten und zusätzlich neue zu gewinnen. Hierzu müsse die Infrastruktur weiterhin gepflegt und nachhaltig weiterentwickelt werden.




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