März 2014 - Die Brauereien in Fürstenfeldbruck

Die quantitative Entwicklung
Hazibräu oder Roßbüchlbräu
Marthabräu
Bichlerbräu
Kratzerbräu bzw. Jungbräu
Kaßerlbräu – Humplbräu – Metzgerbräu
Fazit

Vom späten 16. bis in das 19. Jahrhundert waren die Brauereien das wichtigste Gewerbe in Fürstenfeldbruck. Im späten 19. Jahrhundert setzte dann ein großes Brauereisterben ein, im 20. Jahrhundert existierte nur noch die Marthabrauerei. Heute soll es um die Geschichte einzelner Brauereien gehen, dargestellt im Wesentlichen anhand der Inhaber der Brauereien.


Eisgalgen beim Marthabräukeller - Foto: Stadtarchiv

Die quantitative Entwicklung

Die Mönche im Kloster Fürstenfeld brauten bereits seit dem Mittelalter Bier. Die ersten Brauereien in Bruck wurden im späten 16. Jahrhundert gegründet. Im frühen 17. Jahrhundert existierten bereits acht Brauereien, die von Zacharias Metzger, Clemens Huber, Melchior Reismiller, Matheus Beer, Michael Mötz, Hanns Pawr, Zacharias Steining und Zacharias Herzog. Am Ende des 17. Jahrhunderts produzierten noch sieben Brauereien, deren Inhaber waren Wolfgang Humpl, Martin Huber, Johann Hafner, Marx Huber, Martin Möz, Josef Schäffler und Jakob Mötzger. Die Größe der Brauereien hatte sich kaum verändert, in den Brauereien arbeiteten nur wenige Beschäftigte, dennoch waren die Brauereien die größten Arbeitgeber am Ort. Im 19. Jahrhundert gab es den Jungbräu, die Gerblbrauerei, den Marthabräu, den ehemaligen Mötz, die Brauerei Pruggmayr und die Brauerei Reismiller. Die aufkommende große Konkurrenz der Münchner Brauereien hat wahrscheinlich neben lokalen Ursachen entscheidend zum Untergang der meisten Brauereien in Fürstenfeldbruck beigetragen, die die kostenintensiven Innovationen wie die Kühltechnik wahrscheinlich nicht mehr schultern konnten.

Hazibräu oder Roßbüchlbräu

Die Brauerei stand rechts vom heutigen Rathaus. Die Braustatt erhielt ihren Namen von dem Besitzer Hans Hazi, der Brauereibesitzer und die dazu gehörende Gaststätte sind seit dem Jahr 1580 in der Dirnagl’schen Häuserchronik nachgewiesen. Während des Spanischen Erbolfgekrieges am Beginn des 18. Jahrhunderts verkaufte der Besitzer Martin Völckl die Brauerei an Jakob Mözger, den Besitzer des Metzgerbräus am heutigen Marktplatz 8. Martin Pruggmayr heiratete die Tochter von Jakob Mötzger und übernahm vom Schwiegervater sowohl den Hazibräu als auch den Metzgerbräu, bis zum Jahr 1833 blieben beide Braustätten im Besitz der Familie Pruggmayr. Im Jahr 1844 wurde das Anwesen an den Besitzer des Metzgerbräuanwesens Josef Seitz verkauft, der die Brauereigebäude und die Gastwirtschaft an Augustin Treutterer verkaufte. Treutterer richtete in den Jahren 1849 und 1850 die Brauerei an der Augsburger Straße 2 ein. Kurz danach stellte die Brauerei ihre Produktion ein.

Marthabräu

Die Brauerei wurde im Jahr 1573 gegründet. In der ersten Zeit nannte man die Brauerei dem Martin oder Marthe seine Brauerei, nach den Vornamen ihrer Besitzer, daraus wurde der Name Marthabräu. Im Jahr 1835 starb der Besitzer Peter Loder, dessen Witwe heiratete Heinrich Mayr aus Pfarrkirchen. Mayr entwickelte die Brauerei zu einem modernen Unternehmen, er modernisierte das Sudhaus, erwarb den Jungbräu und erbaute dort einen Saalbau. Im Jahr 1840 erbaute er an der Augsburger Straße einen Bierkeller. Nach dem Tod von Heinrich Mayr heiratete seine Witwe in der Mitte der 1840er Jahre den Brauer Anton Bergmeier. Dieser erweiterte im Jahr 1848 den Brauereigasthof nach Norden. Im Jahr 1866 übernahm sein Stiefsohn Heinrich Mayr Anwesen und Brauerei. Nach dessen Tod im Jahr 1912 führten seine Witwe Julie und nach deren Tod im Jahr 1916 die Tochter Julie Mayr die Brauerei weiter. Der Ausstoß der Brauerei nahm erst mit Beginn der 1930er wieder zu, die Brauereibesitzerin Julie Mayr hatte Distanz zum NS-Regime, vor allem wegen ihres ausgeprägten Katholizismus. Die Marthabrauerei hatte im Jahr 1939 ihren Sitz am damaligen Adolf-Hitler-Platz 11 in der heutigen Hauptstraße. Die Besitzerin der Marthabrauerei Julie Mayr wurde am 13. Oktober 1868 in Fürstenfeldbruck geboren. Sie besuchte von 1874 bis 1881 die Grundschule in Fürstenfeldbruck, von 1881 bis 1883 die Fortbildungsschule in Fürstenfeldbruck und von 1883 bis 1885 die Höhere Mädchenschule in Beuerberg. In den Jahren 1902 und 1904 unternahm sie Reisen nach Italien und Frankreich, die Reisen nach Paris und Lourdes waren verbunden mit Wallfahrten. Die Marthabrauerei erlebte in der NS-Zeit einen steilen Aufschwung, vor allem in den Kriegsjahren erfuhr die Brauerei eine stetige und gute Entwicklung. In den Jahren 1945 bis 1949 hatte die Brauerei im Durchschnitt 15 Beschäftigte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging es mit der Marthabrauerei langsam bergab. Julie Mayr starb am 11. Februar 1960 in Fürstenfeldbruck, sie bestimmte die Erzbischöfliche Klerikalstiftung zur Erbin der Marthabrauerei. Die Marthabrauerei produzierte noch ca. 20 Jahren Bier, dann übernahm seine königliche Hoheit Prinz Luitpold von Kaltenberg die Brauerei, die bis heute besteht.

Bichlerbräu

Bierbrauer besaßen das Haus an der heutigen Hauptstraße 14 seit Beginn der Aufzeichnungen in der Dirnagl’schen Häuserchronik, also seit dem späten 16. Jahrhundert. Das Brauhaus brannte im Jahr 1704 nieder, ebenso das angrenzende Metzgerhaus. Beide Grundstücke wurden beim Wiederaufbau vereinigt und ein Haus darauf errichtet. Den Namen Bichlerbräu erhielt die Braustätte vom letzten Brauer Josef Bichler, der in den 1860er Jahren das Anwesen erwarb. Bichler kaufte im Jahr 1874 den Metzgerbräu an der heutigen Hauptstraße 8 den Bierkeller und baute ihn aus. Nach dem Tod von Josef Bichler im Jahr 1901 führte seine Witwe mit den Kindern den Betrieb noch bis zum Jahr 1909 weiter, dann verkaufte sie die Brauerei an einen Bauern. Im Jahr 1913 erwarb die Brauerei Maisach das Haus und führte die Gaststätte unter dem Namen „Zum Bichlerbräu“ weiter. Im Jahr 1935 wurden beide Häuser abgebrochen und das bis heute noch existierende Haus errichtet.

Kratzerbräu bzw. Jungbräu

Das Haus des Kratzerbräus lag an der Ecke heutige Hauptstraße-Kirchstraße. Im Jahr 1655 kaufte ein Brauer dieses Haus. Bei der Brandschatzung durch österreichische Truppen während des Spanischen Erbfolgekrieges brannte dieses Anwesen im Jahr 1704 nieder. Im Jahr 1772 übernahm Michael Kratzer die Brauerei, seine Tochter Ursula heiratete im Jahr 1812 Mathias Kaufmann und deren Sohn Mathias verkaufte die Brauerei im Jahr 1871 an den Besitzer des Marthabräus Heinrich Mayr, der den Betrieb einstellte. Das zur Brauerei gehörige Gasthaus erwarb Josef Greif. Nach einem Brand im Jahr 1927 verkaufte das Ehepaar Greif an Leonhard Drexler, den Pächter des „Fürstenfelder Hofes“ an der Schöngeisinger Straße.

Kaßerlbräu – Humplbräu – Metzgerbräu

An der Stelle, an der sich heute die Stadtsparkasse Fürstenfeldbruck befindet, standen ursprünglich zwei Brauereien, der Humplbräu und der Metzgerbräu. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erwarb Martin Pruggmyr den Kaßerlbräu und vereinigte diesen mit der Metzgerbrauerei, in die er im Jahr 1712 eingeheiratet hatte. Die nächsten 120 Jahre war nun die Familie Pruggmayr die wichtigste Brauerfamilie im Markt Bruck. Die Familie engagierte sich kommunalpolitisch und errichtete die Pruggmayr’sche Stipendienstiftung zur Unterstützung bedürftiger Studierender. Im Jahr 1833 verkaufte Adam Pruggmayr den gesamten Besitz an seinen Schwiegervater Johann Seel aus Mammendorf. Im Jahr 1874 schließlich erwarben der Brauer Josef Gerbl und ein Münchner Privatier das Brauereianwesen und zertrümmerten es, die Marktgemeinde Bruck kaufte die Gebäude und nutzte sie als Schrannenhalle.

Fazit

„Die Brucker Bierbrauer verdienten gutes Geld und waren trotz mancher, oft kriegsbedingter Rückschläge sehr vermögend. Ihr Wort hatte in der Marktgemeinde Gewicht, gar mancher gestaltete als Marktvierer oder Kirchenprobst (Kirchenpfleger) die Geschicke der Marktgemeinde aktiv mit“(Robert Weinzierl, Bier und Bierbrauereien im alten Bruck, in: Brucker Blätter 2013, S. 89). In der Geschichte von Bruck bzw. Fürstenfeldbruck vom 16. bis zum 19. Jahrhundert prägte keine Branche den Ort so sehr wie die Bierbrauer bzw. Brauereien.

Hinweis: Abgesehen von der quantitativen Entwicklung sowie einigen Passagen zum Marthabräu und zu Julie Mayr ist der Text eine Zusammenfassung des Aufsatzes von Robert Weinzierl in den Brucker Blättern 2013 des Historischen Vereins.